Deep Purple ist eine im April 1968 gegründete englische Rockband, die
mit ihrem vom Klang der Hammond-Orgel, von markanten Gitarrenriffs und
-soli, sowie einer soliden Rhythmusarbeit geprägten Stil zu den ersten
und einflussreichsten Vertretern des Hard Rock und des Heavy Metal
zählt. Insgesamt verkaufte die einstmals lauteste Band der Welt global
über 120 Millionen Alben.



Im Verlauf der von zahlreichen Besetzungswechseln geprägten
Bandgeschichte erfolgten dabei auch musikalische Neuausrichtungen. Im
Frühwerk der Band stehen Psychedelic Rock und Bluesrock (Hush) neben
Annäherungsversuchen zwischen Rockmusik und Klassik (Anthem, April).
Stilprägenden Einfluss hinterließen dann jedoch vor allem die
Besetzungen der 1970er Jahre, deren Schaffen prägnante Hard-Rock-Songs
mit eingängigen Riffs wie Smoke on the Water und Highway Star
einschließt, aber auch von besonderer Improvisationsfreude geprägt ist.
Diese äußert sich einerseits in Titeln von ungewöhnlich langer
Spieldauer wie Child in Time, andererseits bei den Live-Darbietungen der
Songs, wie Space Truckin', die gegenüber den Studioversionen wesentlich
in ihrer Länge ausgedehnt wurden. Die Besetzungen seit der
Wiedervereinigung in den 1980er Jahren orientieren sich musikalisch an
dieser erfolgreichsten Phase der Band, seit den frühen 1990er Jahren
verstärkt unter Hinzunahme poppiger Elemente.





Bandgeschichte



Die Bandgeschichte war von häufigem Personalwechsel geprägt, sodass sie
in den bisher dreißig aktiven Jahren zumeist nur wenige Jahre aus
denselben Mitgliedern bestand. Die verschiedenen Besetzungen werden
häufig mit der vorangestellten englischen Bezeichnung „Mark“ (Mk)
durchnummeriert.



Gründung und erste Erfolge


Deep Purple entstand, nachdem die Londoner Geschäftsleute Tony Edwards
und John Coletta 1967 beschlossen, in eine Rockband zu investieren, und
Jon Lord mit der Gründung einer Rock-Gruppe beauftragten. Aus der Band
Roundabout, welche sich damals aus Ritchie Blackmore, Jon Lord von den
Flowerpot Men, Chris Curtis (Gesang, ex-Searchers-Schlagzeuger), Dave
Curtiss (Bass) und Bobby Woodman (Schlagzeug) zusammensetzte, bildete
sich im April 1968, nach dem Ausscheiden von Curtis, Woodman und
Curtiss, Deep Purple. Die Besetzung war vorher durch Rod Evans (Gesang),
Ian Paice (Schlagzeug) (beide ex-The Maze) sowie Nick Simper (Bass)
vervollständigt worden.



Auf den neuen Namen Deep Purple kam die Band nach einer kurzen Tour
durch Skandinavien. Der Name lässt sich zwar aus dem Englischen als
„tiefes Purpur“ übersetzen und gilt dort als Slangbegriff für LSD,
tatsächlich bezieht sich der Name jedoch auf den Song When the Deep
Purple Falls von Peter DeRose.



Die Band spielte in der Mark-I-Besetzung drei Alben ein.



Das Debütalbum Shades of Deep Purple aus dem Jahr 1968 zeigte eine
Mischung verschiedener musikalischer Ansätze, die mit der „typischen
Deep-Purple-Musik“ der 1970er Jahre noch wenig Verwandtschaft zeigt. Das
Album selbst wurde innerhalb von nur drei Tagen aufgenommen. Der noch
an der Popmusik der Beatles orientierte Sound war in seiner „Härte“ für
die damalige Zeit teilweise ungewöhnlich. Er wird daher von Kritikern
als Grundlage für die Entwicklung des Hard Rocks und späteren Heavy
Metals angesehen. Das Album enthält neben eigenen Songs auch einige
Coverversionen, unter anderem Help! von den Beatles, Jimi Hendrix' Hey
Joe und das von Joe South geschriebene Hush. Mit Letzterem hatte die
Band ihren Durchbruch in den USA, wo die Single Platz 4 der Charts
erreichte. Am 6. Juli trat die Band im Vorprogramm der Byrds erstmalig
auf britischem Boden auf.



Noch im gleichen Jahr wurde das zweite Album The Book of Taliesyn
veröffentlicht, das teilweise auch Merkmale des Progressive Rock, sowie
die später oft verwendeten klassischen Zitate aufweist (hier in einer
Kurzversion von Beethovens zweitem Satz seiner siebten Sinfonie in
Exposition). Ein Beispiel für die Verwendung klassischer Instrumente und
Formen ist der Mittelteil von Anthem, in dem ein vierstimmiges Fugato
der Streicher erklingt. Kritiker wie die Zeitschrift Disc & Music
Echo lobten, obwohl sie auf dem „leicht enttäuschenden Album“ den
wirklichen „Kick“ vermissten, den „Sinn der Band für Dynamik, sowie die
Verbindung instrumentaler Passagen mit bekannten Themen“. Nach der
Veröffentlichung tourte Deep Purple als Vorgruppe von Cream, und danach
auf „eigene Faust“, durch die USA.



Das dritte, schlicht Deep Purple betitelte Album erschien 1969. Manche
Songs, wie das zwölfminütige April, das eine Dreiteilung (Band –
Orchester – Band) aufweist, verweisen wieder auf klassische Modelle und
Ästhetik. Der Titel war einer der ersten der bald darauf beliebten
„Rocksuiten“ von Progressive-Rock-Bands wie The Nice, Emerson, Lake and
Palmer oder Genesis.



Erste Wechsel und wachsende Popularität


Mitte 1969 wurden Evans und Simper durch den Sänger Ian Gillan und den
Bassisten Roger Glover ersetzt. Die beiden hatten zuvor schon mehrere
Jahre lang in der Band Episode Six zusammen gespielt. Mit der
Verpflichtung dieser Musiker entstand die Mk-II-Besetzung.



Zunächst standen primär Lord und seine Musikvorstellungen im
Rampenlicht. Der klassisch ausgebildete Musiker hatte ein Werk für
Rockband und Orchester geschrieben, Concerto for Group and Orchestra,
das gemeinsam mit dem „Royal Philharmonic Orchestra“ in der Royal Albert
Hall unter der Leitung von Malcolm Arnold uraufgeführt wurde. Es war
einer der ersten Versuche, klassische und Rockmusik zu kombinieren.
Obwohl das Projekt vom Publikum und Teilen der Kritiker wohlwollend
aufgenommen wurde, waren einige Bandmitglieder, vor allem Blackmore,
damit nicht zufrieden. Unter anderem aufgrund der Angst vor einem
Imageverlust der Band wurde beschlossen, einen neuen Weg einzuschlagen.



Das 1970 veröffentlichte Album Deep Purple in Rock  kann als ein
Wendepunkt in der Geschichte der Band gesehen werden. Es war das erste
auch in Europa erfolgreiche Album. In Großbritannien erreichte es
Chartposition vier und verbrachte in Deutschland gar zwölf Wochen auf
Platz eins. Das Werk vereint die für die Folgezeit typischen
musikalischen Merkmale: Markante Hard-Rock-Riffs Blackmores, Lords
klassische Kadenzen und Figuren, Gillans ekstatischen Gesang, sowie die
in Titeln wie Speed King, Child in Time und anderen Songs besonders live
offen ausgetragene Konkurrenz zwischen Lords Orgel und Blackmores
Gitarre. Diese Konkurrenz ist allerdings, häufig in der Form eines
Call-and-Response (wie im Notenbeispiel zu Speed King), musikalisch
durchaus fruchtbar. Die harten Rockriffs von Blackmore haben sich nun
definitiv durchgesetzt. Die klassischen Elemente erscheinen zunehmend
als notfalls auch verzichtbare Zutat einer primär Hard-Rock-orientierten
Musik. Auf der sicheren Basis von Paice und Glover entwickelte sich der
Stil zu einer sehr rhythmusbetonten, geradlinigen Musik weiter. Das im
Anschluss an das Album produzierte Black Night gelangte auf Platz 2 der
britischen Charts, und wurde deren erfolgreichste Single seit Hush.




Dieses Album bedeutete den endgültigen Durchbruch der Band und
fokussierte internationale Aufmerksamkeit. 1971 gründeten die Musiker
ihr eigenes Platten-Label Purple Records. Auch das im Vergleich zum
Vorgänger experimentellere Album Fireball und besonders Machine Head mit
den heute noch live gespielten Titeln Highway Star und Smoke on the
Water, die immer mehr von Blackmores Gitarrenspiel beeinflusst wurden,
steigerten die Popularität der Band. Neben Deep Purple In Rock zählen
diese zu den bedeutendsten Deep-Purple-Alben. Machine Head enthält auch
den wohl bekanntesten aller von Deep Purple geschriebenen Songs, Smoke
on the Water. Die Singleauskoppelung zu diesem Lied ist bis heute eine
der meistverkauften der Bandgeschichte und zählt zu den bekanntesten
Rocksongs überhaupt. Auf dem Live-Album Made in Japan stellte die Band
Spielfreude und Improvisationsvermögen in gegenüber den Studiotiteln
teilweise doppelt so langen Versionen eindrucksvoll unter Beweis.



Da die Band sehr häufig auf Tournee war, kam es zu Spannungen und
Konflikten zwischen den Musikern. Zu den Aufnahmen von Who Do We Think
We Are im Jahr 1973 gingen die Bandmitglieder getrennt ins Studio.
Zunächst hieß es, man wolle die Band komplett auflösen, später wurden
nur Gillan und Glover, vermutlich vor allem wegen der Differenzen mit
Blackmore, ausgetauscht. Das Album hatte erstmals rückläufige
Verkaufszahlen und wurde von Kritikern weniger positiv als seine
Vorgänger bewertet.



Umbesetzung und Ausstieg Blackmores



Nachdem die Verpflichtung des Bad-Company-Sängers Paul Rodgers
scheiterte, verpflichtete die Band den damals unbekannten David
Coverdale. Als Bassist schloss sich der vormals bei der Band Trapeze
aktive Glenn Hughes an, der Coverdale vor allem in den hohen Stimmlagen
auch gesanglich unterstützte. Die folgenden Aufnahmen für Burn und
Stormbringer  waren Blues- und Soul-orientierter als ihre Vorgänger. Es
folgten die üblichen Promotion-Tourneen für die beiden Platten. Bekannt
ist ihr Auftritt beim California Jam am 6. April 1974, dem größten
Deep-Purple-Konzert mit etwa 200.000 verkauften Karten, bei dem die Band
gemeinsam mit Emerson, Lake and Palmer und Black Sabbath auftrat. Am
Ende Show, während der Darbietung von Space Truckin'  zerstörte Ritchie
Blackmore mehrere seiner Gitarren, demolierte eine Fernsehkamera und
ließ seine Monitorboxen mit Benzin abbrennen.



1975 verließ Blackmore nach einigen Querelen die Band, um seine eigene Band Rainbow zu gründen.



Krise und Auflösung



er Rest der Gruppe tat sich schwer damit, einen geeigneten Ersatz für
Blackmore zu finden, da dieser als Gründungsmitglied den Bandstil
entscheidend mitgeprägt hatte. Schließlich konnte man sich auf den von
Coverdale vorgeschlagenen US-amerikanischen Fusion-Gitarristen Tommy
Bolin einigen. Dieser hatte zuvor bereits unter anderem bei der James
Gang und auf Billy Cobhams Album Spectrum mitgewirkt. Bolins
Erneuerungsbemühungen waren nicht von Erfolg gekrönt: Das speziell in
Hughes’ Bassspiel und Bolins Rhythmusgitarre verstärkt auf Soul- und
Funkelemente setzende Album Come Taste the Band erwies sich, gemessen an
den Verkaufszahlen der vorherigen Alben, als kommerzieller Flop. Ein
Kritiker der Zeitschrift Sounds bezeichnete es als „üblen Verschnitt“.
Im Booklet des 1995 neu veröffentlichten Albums Malice in Wonderland von
Paice Ashton Lord  wird Ian Paice' Erklärung zur Besetzung mit Bolin
zitiert, in der er zwar die Zusammenarbeit mit diesem lobt, aber auch
auf dessen Heroinabhängigkeit hinweist.



Schwere Drogenprobleme von Hughes und Bolin, aber auch unterschiedliche
musikalische Vorstellungen der Mitglieder zerstörten den Zusammenhalt
der Band. Coverdale, Lord und Paice lösten daher im März 1976 die Band
nach einem letzten Konzert in Liverpool auf.



Ein tragisches Ende fand der Gitarrist Tommy Bolin. Nur wenige Monate
nach der Auflösung starb er nach einem Schwächeanfall am 4. Dezember
1976 im Alter von 25 Jahren. Noch am Abend zuvor hatte er ein Konzert im
Vorprogramm von Jeff Beck gegeben. Als Todesursache wurde eine
Überdosis Heroin in Verbindung mit Alkohol angegeben.



In den folgenden Jahren widmeten sich die Künstler besonders
Soloprojekten. Blackmore konnte mit Rainbow große Erfolge erzielen.
Roger Glover arbeitete als Produzent, unter anderem für namhafte Bands
wie Judas Priest, Nazareth und Elf. Später veröffentlichte er zwei
Soloalben, bevor er sich 1978 ebenfalls Rainbow anschloss. Lord und
Paice waren gefragte Live- und Studiomusiker (Gary Moore, Whitesnake,
Cozy Powell, Pete York).



1980 versuchte der ehemalige Sänger Rod Evans mit einigen unbekannten
Musikern unter dem Namen Deep Purple die Band fortzuführen. Das Projekt
scheiterte, da es auf harsche Kritik und breite Ablehnung der Fans
stieß. Weil er nicht die Namensrechte hatte, verklagte Warner Bros. die
Band, so dass sie sich auflösen musste.



Coverdale gründete Whitesnake, wo sich 1978 auch Jon Lord und wenig
später Ian Paice einfanden. Ian Gillan baute zunächst (1975 bis 1978)
die Ian Gillan Band auf, die sich am Jazzrock orientierte. 1978 löste
Ian Gillan diese Band auf und gründete eine neue Formation die schlicht
Gillan hieß und vom Stil wieder rockiger war. 1983 schloss sich Ian
Gillan kurzzeitig mit geringem Erfolg Black Sabbath an.



Comeback und Anknüpfen an alte Erfolge


Im Jahr 1984, acht Jahre nach der Auflösung, unternahm der britische
Plattenkonzern PolyGram  erhebliche Anstrengungen, um Deep Purple in der
Mk-II-Besetzung wieder ins Leben zu rufen. Einem Gerücht zufolge sollen
jedem Musiker zwei Millionen Dollar angeboten worden sein. Da der
Erfolg von Rainbow schwand, Lord und Paice mit der Ausrichtung von
Whitesnake nicht mehr zurechtkamen und Gillan bei Black Sabbath „den Hut
nehmen musste“, raufte sich die Band zusammen, um Perfect Strangers,
ein überraschend frisches Album, aufzunehmen. Das Album enthielt mit
prägnanten Riffs (Knocking at Your Back Door), schnellen instrumentalen
Duellen von Blackmore und Lord (A Gypsy’s Kiss), die bewährten
„Deep-Purple-Zutaten“ in leicht modernisiertem Sound, und verkaufte sich
gut, ebenso wie die nachfolgende Tournee, bei der die Band im
englischen Knebworth gemeinsam mit den Scorpions, Meat Loaf und UFO vor
etwa 80.000 Fans spielte. Der Musikexpress konstatierte, dass die Band
„auch musikalisch an alte Großtaten anknüpfe“, und die neue Neue Zürcher
Zeitung lobte die „publikumswirksame Bühnenshow“, während der Stern
eher eine „laue Altherrenriege“ am Werke sah.



1987 wurde das Album The House of Blue Light eingespielt, auf dem die
Band wieder musikalisch risikofreudiger (z. B. auf Strange Ways) sein
wollte, Blackmore benutzt hier zum ersten Mal Gitarrensynthesizer, und
Paice setzt elektronisches Schlagzeug (Unwritten Law) ein. Im Jahr
darauf erschienen das Live-Album Nobody’s Perfect und eine neue Version
des ersten Hits Hush. 1989 wurde Ian Gillan erneut entlassen, weil er
mit Blackmore in Streit über die musikalische Ausrichtung geraten war.
Nach seiner zweiten Trennung von der Band erklärte er selbst, dass er
zukünftig nicht noch einmal bei Deep Purple mitwirken wolle:


„Ich kann an Deep Purple nur noch wie an eine Verflossene denken. Wir
heirateten 69 und wurden 73 geschieden. 84 heirateten wir noch mal und
ließen uns 89 wieder scheiden. Das mach ich nicht noch mal.“



Für ihn wurde auf Initiative Blackmores hin der frühere Rainbow- und
Yngwie-Malmsteen-Sänger Joe Lynn Turner verpflichtet. Damit bestand die
Band mehrheitlich (Glover, Blackmore, Turner) aus der letzten festen
Rainbow-Besetzung. Es entstand das Album Slaves and Masters, von dem
klanglich deutliche Parallelen zu den späten Rainbow gezogen werden
können. Allerdings wurde der neue Sänger von den Fans nicht akzeptiert,
was einer der Gründe dafür war, dass Turner die Band nach nur einem
Album und einer Tour wieder verlassen musste.



Gegen den Widerstand Blackmores wurde Gillan auf Betreiben von Lord,
Paice und Glover wieder in die Band geholt, obwohl er sich vorher
dagegen ausgesprochen hatte. Damit war es möglich, das folgende Album
The Battle Rages On, auf dem sich unter anderem die bekannten Songs Anya
und Solitaire  finden, erneut in Mk-II-Besetzung einzuspielen. Die
Differenzen innerhalb der Band bestanden jedoch weiterhin: Im Anschluss
an eine Europa-Tournee zum Album verließ Blackmore am 17. November 1993
nach seinem letzten Auftritt in Helsinki auf eigenen Wunsch die Band,
weil er mit Gillans gesanglicher Leistung nicht zufrieden war. Roger
Glover:



„[…] wir sollten noch in Japan spielen, aber Ritchie wollte das
plötzlich nicht. Wir haben dann versucht mit ihm zu reden, ich rief ihn
an und sagte: ‚Bitte - bitte spiele diese Gigs mit uns.‘ Er antwortete
nur: ‚No!‘ Sonst nichts. Er ließ nicht mit sich reden“



Blackmores Abneigung gegen Gillan ist auf der zur Tournee
veröffentlichten DVD "Come Hell Or High Water" deutlich sichtbar. So
unterbricht Blackmore gleich im ersten Song ein Solo um Gillan mit einem
Becher mit Wasser zu bewerfen. Auch ist er nur noch wenig auf der Bühne
präsent.



Da die Band eine gerichtliche Auseinandersetzung mit dem Veranstalter
vermeiden wollte, begab sie sich auf die Suche nach einem kurzfristigen
Ersatz. Nach nur drei Tagen Probe half Joe Satriani als Gitarrist für
die Tournee aus und sprang auch noch auf einer weiteren Tour durch
Europa in der ersten Jahreshälfte 1994 ein. Er wurde gebeten, Blackmore
dauerhaft zu ersetzen, konnte wegen seines Plattenvertrages aber nicht
bei der Band bleiben.



Morses Einstieg


Obwohl es sich als schwieriges Unterfangen erwies, die Fanbasis von
einer neuen Deep-Purple-Besetzung ohne Ritchie Blackmore zu überzeugen,
fand man schließlich mit dem Gitarrenvirtuosen Steve Morse (vorher unter
anderem bei Kansas und den Dixie Dregs) einen akzeptablen Ersatz.
Morses neue Interpretationen des existierenden Blackmore-Materials
schufen einen eigenständigen Sound und lösten damit gemischte Gefühle
aus. Mit seinem Einstieg fanden seither zahlreiche, aufgrund von
Blackmores Weigerung nie oder nur in seltenen Ausnahmefällen live
gespielte, weniger bekannte Songs aus den 1970ern Einzug ins Live-Set.
Diese sind etwa auf den Alben Live at the Olympia '96 und Live at
Montreux  zu hören. In dieser Besetzung spielten Deep Purple 1996 das
etwas ruhiger klingende, zum Teil musikalisch neue Wege beschreitende
Album Purpendicular ein, über das die Zeitschrift Audio urteilte: „Den
britischen Hardrock-Haudegen ist ein feines, über weite Strecken
erstaunlich melodiöses Alterswerk gelungen. Purpendicular öffnet nach
eher einfallslosen Schema-F-Alben endlich neue Horizonte.“. 1998 folgte
in gleicher Besetzung das wiederum härtere Abandon.



Deep Purple nach 2000


2001 erkrankte Jon Lord während einer Tournee, so dass die Band
kurzzeitig Don Airey für ihn engagierte, der schon mit Ozzy Osbourne,
Jethro Tull, Gary Moore und Rainbow  gespielt hatte. Im März des
folgenden Jahres beschloss Lord seinen Ausstieg bei Deep Purple, um sich
einer Solokarriere widmen zu können. Nach den positiven Erfahrungen auf
der vorangegangenen Tour verpflichtete man Airey als hauptamtlichen
Keyboarder.



In diesem Line-up wurde 2003 das Album Bananas veröffentlicht. Die
Aufnahme von Airey wurde von vielen Seiten als Bereicherung aufgefasst,
man nahm den „frischen Wind“, den er in die Band und in das Songwriting
gebracht habe, sehr wohlwollend auf. Es bietet mit Titeln wie dem an
Dire Straits erinnernden Walk On, oder dem lateinamerikanisch
angehauchten Doing it Tonight nicht nur den gewohnten „Purple-Sound“.
Die Hi-Fi-Zeitschrift Stereoplay rezensierte es als „ein herzerfrischend
und unkompliziertes, schlackenfreies Rock-Album mit starken Riffs und
einem Gesang, der immer noch seinesgleichen in der Szene sucht.“



Deep Purple trat im Rahmen der weltweiten Live-8-Benefizkonzerte am 2.
Juli 2005 in Barrie auf. Im Oktober 2005 erschien das Studio-Album
Rapture of the Deep. Es folgte eine Welttournee Anfang 2006 (in
Deutschland zusammen mit Alice Cooper). Ebenfalls Anfang 2006 erschien
die 4-CD-Box Live Across Europe 1993, die zwei komplette Konzerte
(Stuttgart und Birmingham, England) der letzten Deep-Purple-Tour in der
Mk-II-Besetzung enthält. Im Jahr 2008 jährte sich die Gründung der Band
zum vierzigsten Mal.



Im Februar 2008 trat Deep Purple beim 15. Betriebsjubiläums des russischen Energiekonzerns Gazprom auf.



Musikalischer Stil


Die Musik von Deep Purple ist vor allem durch den E-Gitarren-Sound und die Hammond-Orgel geprägt.



Bedingt durch die klassische Ausbildung Jon Lords liegen die
musikalischen Wurzeln der Band nicht nur im Blues, sondern auch in der
klassischen Musik. Dabei ist zu beachten, dass der Bezug auf klassische
Musik in den späteren 60er und frühen 70er Jahren durch Bands des
Progressive Rock und Symphonic Rock wie Emerson, Lake and Palmer,
Ekseption, Yes oder Procol Harum auch eine „Modeerscheinung“ darstellte.
Vor allem bei den Aufnahmen und Auftritten der Gründungsformation kam
es mehrfach zur Zusammenarbeit mit Orchestern. Zudem ist aus zahlreichen
Orgelsoli herauszuhören, dass Lord auch Wert auf klassische Zitate und
Kadenzen legt. Ein Beispiel hierfür ist das Orgelsolo aus Highway Star (
Hörbeispiel?/i), welches die Akkordfolge Am – E – Gm – D – F in
gebrochenen Dreiklängen präsentiert. Der typische Klang der
Hammond-Orgel ist einer der wesentlichen Bestandteile der Stücke. Dabei
greift Lord, wie in seinem Solo auf No No No ( Hörbeispiel?/i) auch auf
die Blues- und Jazzstilistik von Graham Bond und Hammondpionier Jimmy
Smith zurück.



In ihren typischen Hardrock integrierte die Band aber immer wieder
Elemente aus Blues (Lazy, Place in Line, Mitzi Dupree, Mistreated), Funk
und Soul (Sail Away, Getting Tighter, You Can’t Do It Right), Folk- und
Countrymusic (Anyone’s Daughter ( Hörbeispiel des Klaviers aus Anyone’s
Daughter?/i), The Aviator), Rock ’n’ Roll (Lay Down, Stay Down, Hold
On, oder Lucille von Little Richard), und psychedelischer Musik (Fools,
The Mule), und nahm auch Balladen wie Soldier of Fortune, Love Conquers
All ( Hörbeispiel aus Love Conquers All?/i), When a Blind Man Cries auf.




Der nach eigener Aussage von Hank Marvin, Duane Eddy, Django Reinhardt,
und Scotty Moore beeinflusste Blackmore spielte als Begleitung zum
Großteil Powerchords, auf deren Basis er zahlreiche eingängige Riffs,
wie etwa das bekannte Intro zu Smoke on the Water, schuf. Seine Soli
wurden auf Konzerten stets improvisiert, wobei er häufig auf die
pentatonische Tonleiter, aber auch, wie in den Titeln Lazy, Mitzi
Dupree, oder When a Blind Man Cries auf die Bluestonleiter zurückgriff.
Jedoch verwendete er bereits damals, lange vor seinem Wechsel zur
Mittelalterrockband Blackmore’s Night, Elemente und Anregungen aus der
klassischen Musik. Zwei seiner Soli platzierten sich in der Liste der
„Top 100 Greatest Guitar Solos“ des Guitar World Magazines. Dass er sich
auch in anderen Stilarten wie Country und Rock ’n’ Roll sicher bewegen
kann, zeigen Titel wie Anyone’s Daughter, Hold On sowie seine Aufnahmen
mit dem Country-Gitarristen Albert Lee unter dem Namen The Green
Bullfrog. Auf einigen Titeln, wie Mad Dog, spielt Blackmore auch
Slide-Gitarre. Er macht in Nachfolge von Jimi Hendrix und Rory Gallagher
intensiven Gebrauch vom Tremolo-Hebel. Während seiner Zeit bei Deep
Purple spielte er beinahe ausschließlich Fender Stratocaster in
Kombination mit einem Marshallverstärker.



Der technisch versierte, von Buddy Rich, Carmine Appice und dem
Hollies-Schlagzeuger Bobby Elliot beeinflusste Paice lässt in seinen
geradlinigen und eindeutig am Rock orientierten Stil auch Einflüsse aus
dem Swing einfließen. Obwohl er mit Glover den Songs oft eine „trockene“
und auf das Wesentliche reduzierte Rhythmusbasis, wie in Nobody's Home (
Hörbeispiel?/i) unterlegt, versteht er es in anderen Titeln, komplexe
und schnelle Fills und Breaks (wie z. B. auf Burn), oder raffinierte
Hi-Hat-Figuren (wie auf Woman from Tokyo) einzubauen, wobei sein Spiel
aber immer songdienlich bleibt. Auf Titeln wie Hungry Daze (
Hörbeispiel?/i) oder den Liveversionen von The Mule und You Fool No One
präsentiert er längere, technisch fundierte Solopassagen.




Roger Glover, langjähriger Bassist der Band, fällt durch eine eher
einfache, aber variantenreiche Rhythmusarbeit (Smoke on the Water) auf.
Obwohl er nach eigenen Angaben keine Tabulaturen lesen kann, 
improvisiert und variiert er auch bei Auftritten seine Bassläufe. Als
musikalische Vorbilder nennt er unter anderem den Jazzmusiker Jaco
Pastorius, Jack Bruce und Paul McCartney. Nachdem er jahrelang viele
verschiedene Bässe und Verstärker spielte, tritt er seit Anfang der
1990er mit Instrumenten der eher unbekannten Marke Vigier Excess und
Saiten von Picato oder Ernie Ball auf.



Gillans Stimme sticht durch ihren großen Tonumfang (inkl. Schreien bzw.
Kreischen) bei einigen Songs wie Child in Time deutlich hervor. Auf
Titeln wie Lazy ( Hörbeispiel?/i) und Black and White spielt er
zusätzlich Mundharmonika.



Steve Morse prägt die aktuellen Songs wesentlich. Da seine Wurzeln im
Jazz/Fusion- und Country-Bereich liegen, haben sich diese Einflüsse auch
auf die Musik von Deep Purple übertragen. Neben geradlinigem Hard Rock,
dem die Band treu geblieben ist, schafft er durch seine Spielweise
kompliziertere, teils auch mit ungeradtaktigen (z. B. Picture of
Innocence, Bananas) oder mit Folk- und Country-Elementen (Hey Cisco, The
Aviator, A Touch Away) versetzte Arrangements. Er verwendet darüber
hinaus bislang bei Deep Purple nicht verwandte Spieltechniken wie das
Chicken Pickin (Ted The Mechanic) oder Harp Harmonics (Sometimes I Feel
Like Screaming, Seventh Heaven).



Im Gegensatz zu Blackmore, der sich bei der Begleitung häufig auf
Powerchords beschränkte, spielt Morse besonders zu den Strophen
abwechslungsreichere Figuren. Der spannungsreiche Gegensatz zur Orgel
bleibt dabei, z. B. bei Liveversionen von Speed King, bestehen. Morse
widersteht der Versuchung und anfänglichen Fan-Erwartung des sklavischen
Nachspielens „klassischer“ Blackmore-Solos, und interpretiert die
Soloparts der alten Band-Titel gänzlich neu. Das hindert ihn jedoch
nicht daran, auch prägnante Teile, wie etwa das Solo aus Highway Star,
zu übernehmen.



Bedeutung für die Rockmusik


Deep Purple prägte entscheidend das Musik- und Lebensgefühl der frühen
70er Jahre. So schrieb die Zeitschrift konkret im Jahr 1980:


    „Die Beatles, Stones, Cream, Deep Purple, Roxy Music haben ganz selbstverständlich die deutschen Wohnzimmer infiltriert.“



und die Musikzeitschrift Eclipsed schrieb in Bezug auf die Einleitung des Titels Speed King:


    „Blackmore zersplitterte in nur fünfzig Sekunden die gängigen
Konventionen der Beat-Ära, und machte die sechziger Jahre der Popmusik
zur Historie.“



Die Band zählt neben Black Sabbath und Led Zeppelin zu den ersten und
bedeutendsten Bands des Hard Rock und gilt als richtungsweisend für die
spätere Entwicklung des Metal.


    „Pursuing a heavier rock direction, Purple quickly became one of the
most successful and influential bands of early ’70s; joined Black
Sabbath and Led Zeppelin in spreading gospel of multi-decibel,
piledriver British rock around the world.“



Diese Tatsache macht eine Übersicht über die personellen Beziehungen der
Deep-Purple-Musiker und ihrer Nachfolgebands mit anderen namhaften
Rock-Bands besonders deutlich.



In den 1970er Jahren wurde noch nicht zwischen Hard Rock und dem erst
Ende des Jahrzehnts aufkommenden Heavy Metal unterschieden, so dass die
Band manchmal auch fälschlicherweise dem Heavy Metal zugeordnet wird.
Aus heutiger Sicht kann sie aber klar als Hard-Rock-Band bzw. Rockband
mit Blueseinflüssen kategorisiert werden.



Highway Star, Fireball, Speed King, Hard Lovin’ Man, der schnellere
Mittelteil aus Child in Time, sowie Burn werden als frühe
Speed-Metal-Songs eingestuft. Den Song Bloodsucker zum Beispiel kann man
aus heutiger Sicht dem Heavy Metal zuordnen. Viele erfolgreiche Bands
und Musiker der 1980er und 1990er Jahre, wie Iron Maiden, Europe, Yngwie
Malmsteen, Ronnie James Dio, Metallica, bekunden den wesentlichen
Einfluss der Musik der Band für ihre eigene musikalische Entwicklung
entweder explizit in Interviews oder indirekt in ihrer Musik. Besonders
der Stil Blackmores beeinflusste viele Gitarristen, wie Yngwie
Malmsteen, Steve Vai, John Norum oder Joe Satriani, so dass seine
Ästhetik und auch Technik von vielen Musikern aufgegriffen wurde und
wird.



Viele Songs wurden von anderen Bands gecovert. Schon 1973 spielte Thin
Lizzy unter dem Namen Funky Junction ein Tributealbum mit den
bekanntesten Songs ein. Die Progressive-Metal-Band Dream Theater führte
2006 sogar bei zwei Konzerten das Purple-Livealbum Made in Japan 
vollständig auf. Auch der Gitarrist Yngwie Malmsteen veröffentlichte
bereits einige neue Versionen der Songs. Unter Beteiligung von Musikern
wie Vinnie Moore, T. M. Stevens, und Joe Lynn Turner entstand ein Album
mit Reggae- und Funkversionen bekannter Deep-Purple-Titel. Weitere
Coverversionen spielten unter anderem Bruce Dickinson (Iron Maiden), die
Puhdys, Van Halen, Sonata Arctica, Dio, J.B.O., Mr. Ed Jumps The Gun,
Metalium, Iron Maiden, Black Sabbath, Soulfly, Six Feet Under und
Overkill.

 
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